Die eigentliche Idee für meine erste USA-Reise war einmal ganz klassisch von der West- an die Ostküste quer durchs Land zu fahren. Einige organisatorische Schwierigkeiten führten aber dazu, dass ich meine Pläne doch ein wenig abänderte. Von der Ostküste blieb nur noch New York übrig, dass ich unbedingt sehen wollte und den großen Abschluss bildete. Der Rest der Reise führte mich nach Kalifornien. Rückblickend war diese keine schlechte Entscheidung. Ich glaube kaum, dass ich bei meiner Art zu Reisen innerhalb von 14 Tagen durch ganz Amerika gekommen wäre.
Der Februar ist gar keine so schlechte Reisezeit für Kalifornien. So lange man an der Küste bleibt ist es angenehm warm. Die großen Nationalparks im inneren des Landes sind dagegen wegen des strengen Winters und der Schneemassen geschlossen. Meine Reiseroute führte daher hauptsächlich entlang der California State Route 1, auch Highway 1 genannt, beginnend in Los Angeles immer weiter nach Norden. Entlang meiner Route hielt sich touristische Trubel weitestgehend in Grenzen, was sicherlich auch an der Reisezeit lag.
Als ich den grauen Alltag im matschigen Winterdeutschland nach einem sehr entspannten 9-Stunden-Flug (Thank you Virgin Atlantic Airways“) entflohen war und mich mal richtig ausgeschlafen hatte,
nutze ich den ersten Tag zum Sonne und Wärme tanken. In Los Angeles war der Strand von Santa
Monica dafür natürlich der perfekte Startpunkt. Von da aus ging es dann mit Bus noch ein wenig zum Sightseeing nach Hollywood. mehr
Der öffentliche Nahverkehr ist keine Stärke von Los Angeles, aber irgendwie hatte ich es dann doch geschafft mich zur Leihwagenstadion durchzuschlagen. Natürlich gab es ein Modell „Made in USA“, nur auf die ortsübliche Automatik verzichtete ich. Ein wenig Fahrspaß sollte schon noch übrig bleiben.
Zuerst galt es dem Autobahndschungel von Los Angeles zu entfliehen bevor ich den Highway 1 ansteuerte. Fünf und mehr Fahrspuren in eine Richtung sind dabei ganz selbstverständlich. Aber mit jeden Vorort den ich passierte, fiel eine Spur weg und es kam mir fast wie eine „heimische“ Autobahn vor.
Und am Ende des Tages, ließ ich direkt noch einmal die Seele am Strand baumeln und tankte Glückshormone ...
Malibu! Da kommt einem doch gleich der Gedanke an David Hasselhoff und seine Rettungsschwimmer. Und irgendwie hört sich Malibu immer an ein bisschen nach Glamour an, bei den ganzen Stars und
Sternchen die hier leben sollen. Erstaunlicherweise ist das ganze Örtchen doch recht profan und unscheinbar. Natürlich sind die Strände mit den anschließenden Santa Monica Mountains traumhaft
schön, das ist dann aber schon irgendwie alles.
Deutlich spannender fand ich das weiter nördlich gelegene Santa Barbara. Die stark spanisch geprägte Stadt lädt förmlich zum schlendern durch die Straßen mit kleinen Läden und Restaurants ein. Leider sehen das auch viele Leute mit deutlich größeren Geldbörsen so und die Preise sind entsprechend. Etwas oberhalb der Stadt liegt die Mission Santa Barbara aus dem 18. Jahrhundert. Auch wenn es in und um die Franziskanermission sehr viel grün gibt und das staubig sandige fehlte, fühlte ich mich dennoch ein wenig an so manchen Western erinnert.
Die USA sind ja bekanntlich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Solvang kam für mich trotzdem überraschend. Ein kleiner Ort mitten im Nirgendwo von Kalifornien, der nahezu komplett in einer Mischung aus deutschen Fachwerk, holländischen Windmühlen und dänischen Bauelementen errichtet wurde. Eigentlich etwas was ich eher in einer Art Disneyland erwartet hätte. In diesem Falle ist es aber eine von dänischen Siedlern errichtete Stadt die heute ein beliebtes Ausflugsziel ist. Dem gebürtigen Sachsen, wie ich nun mal einer bin, erfreute ganz besonders die original erzgebirgische Volkskunst im Souvenirshop.
Nach den langen Etappen der ersten Tage, war Monterey ein idealer Ort für einen längeren Stopp. Die malerische Kleinstadt selbst war relativ schnell erkundet. Etwas mehr Zeit benötigte ich aber für das Monterey Bay Aquarium mit seinen teilweise riesigen Becken. Diese bieten einen großartigen Einblick in die Unterwasserwelt der kalifornischen Pazifikküste mit seinen artenreichen Kelpwäldern. Aber natürlich war es auch einer der Drehorte für Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart. Insider werden sich erinnern.
Etwas südlich von Monterey liegt der 17-Mile-Drive. Die durch einen noblen Vorort führende Straße ist Teil einer Gated Community und gebührenpflichtig. Auch wenn ich nicht gerade ein Freund solcher abgezäunten Wohnviertel bin, habe ich mir den Spaß dennoch gegönnt.
Entlang der Straße gibt es schöne Aussichtspunkte und viel Flora und Fauna zu entdecken und beobachten. Durch ihre vergleichsweise geringe Scheu, waren viele Wildtiere perfekte Fotomodels für mich. Fast an Ende gibt es dann noch die „Einsame Zypresse“ zu bestaunen. Schon seit rund 250 Jahren soll der auf einem Felsvorsprung stehende Baum tapfer dem harten Küstenwetter trotzen.
Einen kleinen Abstecher nahm ich in das schrullige aber lohnenswerte Örtchen Carmel-by-the-Sea. Zu den vielen Kuriositäten des Ortes zählt das verzichten auf Briefkästen und Ampeln. Davon abgesehen, oder gerade deswegen, besitzt der auch schon immer bei Künstlern geschätzte Ort seinen ganz eigenen Charme.
Ergänzend noch eine kleine Fakt aus dem Gebiet unnötiges Wissen: Clint Eastwood war in den 80er Jahren einmal Bürgermeister von Carmel-by-the-Sea.
Als Forstwissenschaftler zählten die gigantische Mammutbäume schon vorab zu den besonderen Zielen auf meiner Reise durch Kalifornien. Während die schlankeren höheren Küstenmammutbäume entlang der nördlichen Pazifikküste wachsen, sind die dickeren Riesenmammutbäume in den Bergen der kalifornischen Sierra Nevada zu finden. Die Sierra Nevada war aus klimatischen Gründen im Winter eher keine Reise wert und lag auch weit Abseits meiner Route. Auch die ganz großen Nationalparks mit höchsten Küstenmammutbäume liegen sehr weit im Norden von Kalifornien und ich hätte viel Fahrzeit in Kauf nehmen müssen um diese zu erreichen. Aber auch schon um San Francisco finden sich Wälder mit großen alten Küstenmammutbäumen. Einer davon war der Big Basin Redwoods State Park.
Die hier stehenden Küstenmammutbäume erreichen Höhen von 100 Metern (die weltweit größten Exemplare werden bis zu 115 Meter hoch). An der Basis haben diese Bäume einen Durchmesser von fast fünf Metern, bei einem Umfang von über zwanzig Metern. Auch wenn ich natürlich schon im Vorfeld die Dimensionen dieser Bäume kannte, wurden mir diese doch erst richtig bewusst, als ich das ertse mal vor so einem Giganten stand und erfürchtig nach oben blickte.
An diesem Februartag war ich scheinbar der enzige Besucher des Parkes. Der Ranger vor Ort war ein wenig überrascht als ich mich in der Rangerstation anmeldete. Leider hatte ich keine weitere Wanderausrüstung bei mir. Aber einen langer Nachmittagsspaziergang ließ ich mir nicht nehmen. Einerseits war es extrem spannend diesen Urwald voller gigantischer Bäume ganz allein zu durchqueren und auf sich wirken zu lassen. Anderseits war es aber auch ein komisches Gefühl, wusste ich doch das es hier auch Pumas gibt.
Wechselhaftes Wetter ist an Küsten nichts ungewöhnliches. Und so folgte auf die sonnigen Tage in Monterey ein sehr nasser Tag, den ich vor allem nutzte um weiter nach Norden zu fahren. Dennoch bot auch dieser Tag viele reizvolle, vor allem raue Momente. Da ich die stürmende und peitschende See seit jeher sehr eindrucksvoll finde, kam ich auch mit diesem Wetter gut zurecht. Am Ende des Tages ging es flott an San Francisco vorbei, da die Stadt erst später als Reiseziel im Plan stand. Bei Regen ging es dann auch das erste mal über die Golden Gate Bridge.
Der Tag begann mit strahlenden Sonnenschein. Mein Weg führte mich daher gleich auf den fast 800 Metern hohen Mt. Tamalpais, der so was wie der Hausberg von San Francisco ist. Auch wenn ich bis zum Gipfel mit dem Auto gefahren und sehr zeitig aufgebrochen bin, war es oben angekommen schon wieder wolkig. Der weite Blick über die Bucht von San Francisco blieb mir daher weitestgehend verwehrt. Aber immerhin bot die kurvenreiche 15 Kilometer lange Auffahrt viel Fahrspaß. Zurück auf dem Highway 1 ging es dann weiter zur Point Reyes National Seashore, einem Naturschutzgebiet auf einer Halbinsel.
Durch meinen morgendlichen Ausflug auf Mt. Tamalpais, kam ich erst sehr spät am Tagesziel an. Dennoch nahm ich mir die Zeit für eine kleine Wanderung durch die regelmäßig vom Nebel durchzogenen mystischen Wälder von Point Reyes.
Erst danach ging es den langen Weg weiter zum windigsten Punkt der USA ganz am Ende der Halbinsel. Am Leuchtturm von Point Reyes windet es eigentlich immer und es ist öfters neblig, als dass man auf den Pazifik hinaus blicken kann. Entsprechend ohrenbetäubend ist das Nebelhorn das jede halbe Stunde die Schiffe vor der kalifornische Küste warnt.
Der letzte Tag mit dem Mietwagen. Der Weg nach San Francisco führte mich am Muir Woods National Monument, einen weiteren Wald voller Küstenmammutbäume, vorbei. Ich hatte noch genügend Zeit bis ich in der Stadt sein musste und blieb für einen kleinen Spaziergang.
Trotz Regen wäre ich gern länger geblieben, zwischen all diesen majestätischen Giganten. Doch es war dann Zeit weiter zu fahren, es warteten architektonische Giganten in San Francisco und New York auf mich.